Die ZEIT ist gekommen – Abschlussveranstaltung im Projekt ZEITREICH
Frankfurt/Ludwigshafen, 31.05.2019, 16:30 Uhr
Rund 60 Gäste waren am 27.05.2019 zur Abschlussveranstaltung des Projektes ZEITREICH – Zielkonflikte in der betrieblichen Arbeitszeitpolitik lösen – nach Frankfurt gekommen. Nach drei Jahren endet das Projekt zum 30.06.2019 mit 13 Best Practice Beispielen aus Modell- und Second-Starter-Betrieben. Viele Vertreterinnen und Vertreter dieser Betriebe und Verwaltungen waren gekommen, um gemeinsam zu diskutieren und von den Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen zu profitieren.
Eingeleitet wurde die Veranstaltung von David Zapp, Projektmitarbeiter am Institut für Beschäftigung und Employability IBE, mit einem Rückblick auf drei ZEITreiche Projektjahre. Prof. Dr. Jutta Rump, Leiterin des IBE, verwies daraufhin in ihrem Ausblick auf das Thema Ambidextrie als Strategie für die Zukunft und veranschaulichte, mit welchen Spannungsfeldern und Zielkonflikten in Business, Führung, Kultur, Organisation und HR wir es heute und in Zukunft zu tun hätten. Viele dieser Zielkonflikte seien bis heute ungelöst. Es stelle daher eine zentrale Herausforderung dar, sich intensiv mit ihnen auseinanderzusetzen. Dies, so Jutta Rump, sei eines der Anliegen einer Weiterführung von ZEITREICH, die zum 01.07.2019 starten solle. Im Fokus stehe hierbei der Bereich Organisation, in dem Zielkonflikte insbesondere vor dem Hintergrund von
- Linienorganisation – Agile Organisation
- Agilität – Flexibilität
- Old Work – New Work
- Stationäre Arbeit – Mobile Arbeit
- Erreichbarkeit – Verfügbarkeit
entstünden.
Nach diesem Blick in die Zukunft präsentierte einer der Second-Starter-Betriebe, die emco Group, Ihre Ergebnisse, die im Rahmen von ZEITREICH erarbeitet wurden. Klaus Mensing, Leiter des Personalwesens und der Rechtsabteilung sowie Jörg Böttcher, Betriebsratsvorsitzender, stellten dar, wie sie zwei neue Betriebsvereinbarungen erarbeitet haben, die zum 01.02.2019 in Kraft getreten seien und bereits gut angenommen würden. Während eine Vereinbarung Regelungen bezüglich der flexiblen Arbeitszeit beinhalte, drehe sich die andere um die Einführung von und den Umgang mit mobiler Arbeit.
Kurz vor der Pause war das Publikum gefragt: Mit Hilfe eines Live-Votings konnte es sich per Smartphone dazu äußern, welche der folgenden Themenschwerpunkte in ihrem Arbeitszusammenhang derzeit einen hohen Stellenwert haben:
- Eigenverantwortliche Arbeitszeitgestaltung der Beschäftigten fördern.
- Variable Verteilung der Arbeitszeiten im Lebensverlauf anbieten.
- Betriebliche Arbeitszeitgestaltung mit ÖPNV, Kitas, Behörden usw. abstimmen.
- Fähigkeit der Beschäftigten für Zeitmanagement verbessern.
- Gesundheit der Beschäftigten durch Arbeitszeitgestaltung fördern.
Mit großer Mehrheit entschieden sich die Befragten für die Förderung der eigenverantwortlichen Arbeitszeitgestaltung, gefolgt von der Förderung der Gesundheit der Beschäftigten. Dieses Befragungsergebnis floss in die Podiumsdiskussion ein, die unmittelbar nach dem Mittagsimbiss startete. Unter Moderation von Christiane Flüter-Hoffmann vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln und Dr. Hartmut Seifert diskutierten Sozialpartner und Betriebe in einer angeregten Runde über Erfolgsfaktoren bisheriger und Herausforderungen zukünftiger Themen und Projekte im Konfliktfeld Arbeitszeit. Dabei vertraten Gabi Schilling als Gewerkschaftssekretärin die IG Metall Nordrhein-Westfalen und Peter Hampel als Leiter der Abteilung Tarifwesen und Arbeitswissenschaft den Verband der hessischen Metall- und Elektrounternehmen (HESSENMETALL). Von betrieblicher Seite ergänzten die beiden Referenten der emco Group sowie zwei Vertreter des Thyssenkrupp Werks in Finnentrop die Runde: Boris Kowalak, HR Strategy, Projects & Labour Relations, und Uwe Schulte, Betriebsratsvorsitzender, die im Verlauf des ZEITREICH-Projekts ein neues Schichtmodell eingeführt haben. Auch aus dem Plenum bereicherten zahlreiche Redebeiträge die Diskussion, die sich nicht zuletzt um die Vor- und Nachteile einer Neugestaltung des Arbeitszeitgesetzes drehte.
Dass ZEITREICH neben den Lösungsansätzen in den beteiligten Betrieben und Verwaltungen, die auf www.projekt-zeitreich.de ausführlich aufbereitet wurden, noch weitere Produkte hervorgebracht hat, erfuhren die Anwesenden zunächst von Dr. Andrea Hammermann, die den Leitfaden für Personalverantwortliche und Geschäftsleitungen, der unter Federführung des IW Köln entstanden ist, vorstellte. Dieser vereint umfangreiche wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Handlungshilfen rund um das Thema Arbeitszeit mit den konkreten Praxisbeispielen aus dem Projekt. Cornelia Rieke und Dr. Stefan Stracke von wmp consult – Wilke Maack GmbH präsentierten im Anschluss ihren Leitfaden für Betriebs- und Personalräte, der ebenfalls Theorie und Praxis miteinander vereint und dabei insbesondere die Rolle der Interessensvertretungen hervorhebt. Beide Leitfäden sind sowohl im Printformat als auch zum Download über www.inqa.de oder die o.g. Projektwebsite von ZEITREICH kostenfrei erhältlich. Ein weiteres Produkt stellt das Trainingskonzept zur Arbeitszeitgestaltung dar, das Silke Eilers vom IBE abschließend vorstellte. Dieses, ausschließlich online verfügbare Konzept möchte die Erkenntnisse aus ZEITREICH auf prozessualer und inhaltlicher Ebene Multiplikatoren zugänglich machen, die im Rahmen von internen oder externen Trainings vermitteln möchten, wie man ein Arbeitszeitprojekt erfolgreich umsetzen kann. Hierfür stehen umfassende Begleitmaterialien zum Download bereit.
Den Schlusspunkt der Veranstaltung setzte Achim Sieker, Referent im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), der allen Beteiligten für ihr Engagement im Rahmen von ZEITREICH dankte und den Blick ebenso in die Zukunft auf die geplante Weiterführung und die dortigen neuen Schwerpunkte rund um das Thema Arbeitsorganisation richtete.
Beim anschließenden Get-Together entstand noch einmal ein angeregter Austausch zwischen bisherigen und potenziellen neuen Modellbetrieben und -verwaltungen, dem Konsortium und den ebenfalls angereisten Beiratsmitgliedern, die ZEITREICH über drei Jahre hinweg begleitet haben.
Hier finden Sie die Präsentation zur Veranstaltung.
Fotos der Veranstaltung:
Pressekontakt:
David Zapp, Institut für Beschäftigung und Employability IBE, Hochschule Ludwigshafen am Rhein
Tel.: +49 (0)621 5203-312, E-Mail: david.zapp@ibe-ludwigshafen.de